Umlenkrollen

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bbarte
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Registriert: 04.05.2011, 12:06

Umlenkrollen

Beitrag von bbarte »

Hallo zusammen,

da ja nun die "Saure Gurken" Zeit ansteht, kann man auch die ein oder andere Reparatur in Angriff nehmen. Bei mir hat sich im Laufe der Saison eine der 4 Backbord Umlenkrollen verabschiedet. Umlenkrolle blockiert und das Fall hat eine Unwucht in die Rolle gerieben, jetzt dreht sie nicht mehr.

Mein Plan, die vorhandenen Rollen einfach gegen eine komplett neues "System" auszutauschen, wurde durch festgegammelte Befestigungsschrauben zu Nichte gemacht. Hier muss wohl die Flex ran :cry:

Weiß jemand von Euch, ob dort eine Aluplatte (oder ähnliches) zur Befestigung einlaminiert ist und evtl. wie groß diese ist? Ich werde ja wahrscheinlich keine neuen Umlenkrollen mit den gleichen Bohrabmessungen bekommen und daher neue Löcher/Gewinde bohren müssen.

Für weitere Tipps bin ich dankbar, vielleicht hat von Euch ja auch schon mal jemand diese Umlenkrollen getauscht.

Gruß Björn
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Stretta
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Re: Umlenkrollen

Beitrag von Stretta »

Hallo Björn,
die Problematik ist mir bestens bekannt. Letzten Winter wurde mein Deck neu lackiert. Dazu musste ich alle Beschläge mit den dazugehörigen Schrauben entfernen. Dabei habe ich festgestelt, dass fast alle Schrauben (Gewindeschrauben) in Aluplatten stecken. In die Aluplatten sind die jeweils benötigten Gewinde (z.B. M5 für die Genuaschienen, M6 für Umlenkrollen und Winschen, usw.) geschnitten.
Eigentlich eine geniale und sehr stabile Technik, da auftretende Kräfte grossflächig verteilt werden und insbesondere auch schlecht zugängliche Stellen stabil verschraubt werden können.
Leider gibt es aber zwischen Alu und Edelstahl das leidige Thema Korrosion. Nach einiger Zeit sitzen die Schrauben fast unlösbar fest im Alu. Aber das Problem ist durchaus "lösbar".
Aber: DIE FLEX WÄRE MEIN ABSOLUT LETZTES MITTEL!!!
Ich hatte wie folgt Erfolg:
Mit einem Schraubenausdreher Set konnte ich ALLE Schrauben überzeugen, sich zu lösen.
Ein solches Set bekommt man im Baumarkt, besser wäre aber ein Werkzeugfachgeschäft, oder der Schraubenhändler deines Vertrauen. Dort ist die Qualität der Ausdreher nach meiner Erfahrung besser.
Bei den Ausdrehern (falls nicht bekannt) handelt es sich um ähnliche Teile wie Gewindeschneider.
An einem Dorn (unterschiedliche Dicken für unterschiedlich dicke Schrauben) befindet sich an einem Ende ein konisches Linksgewinde. In die auszudrehende Schraube wird ein entsprechendes Loch gebohrt und der Ausdreher wird mit einem Windeisen linksherum in die Schraube gedreht. Das konische Linksgewinde dreht sich in die Bohrung ein. Sitzt der Ausdreher dann FEST in der Bohrung wird mit entsprechendem Druck weiter vorsichtig und LANGSAM linksherum gedreht, bis sich die Schraube beginnt zu drehen. Im Grunde funktioniert das genau wie Gewindeschneiden nur linksherum.
Vorher vielleicht noch etwas WD 40 oder ähnliche Korrosionslöser auf die Schraube sprühen und wirken lassen.

Dazu ein paar Tipps:
Bei den Schraubenausdrehern wird für bestimmte Schrauben-Dicken auch ein bestimmter Ausdreher empfohlen. So sind in einem Set die Ausdreher nummeriert. Dort heisst es dann z.B. : Nr. 2 für Schrauben M4-M7, Nr. 3 für M8-M11, usw.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese "Empfehlung" eher für Schrauben gedacht sind, die in Holz oder ähnlichem stecken. Aber bei Edelstahl in Alu bricht dir der Ausdreher schnell ab.
Verwende daher den jeweils höheren Wert. Also für M6 die Nr. 3
Da es sich meistens um Kreuzschlitzschrauben handelt, ist die benötige Bohrung in den Schraubenkopf einfach zu machen. Der Bohrer bleibt durch das Kreuz schön zentriert und man kann ein etwa 7-8mm tiefes Loch in den Schraubenkopf bohren. Aber nicht zu tief, da sonst der Schraubenkopf zu instabil wird. Also gerade so tief, dass das konische Gewinde des Ausdrehers beginnt zu "packen".

Nun zu den Umlenkrollen:
Auf deinem Foto ist nur schwer zu erkennen, um welche Rollen es sich handelt. Aber offensichtlich sind in den früheren Baujahren andere Umlenkrollen verbaut worden. Bei den späteren Baujahren (meine D31 ist Bj. 1990) wurden 4er-Umlenkrollen von Pfeiffer verbaut. Diese haben einen Lochabstand von 50 mm. Bei diesem Typ wird der komplette 4er Rollensatz (Bodenplatte, Rollen und Deckplatte) von vier M6 Schrauben gehalten. Die Schrauben halten also die Deckplatte und fungieren gleichzeitig als Achse für die Rollen. Auf dem Foto sehe ich jedoch noch weitere Schrauben, die die Deckplatte halten. Daher weiss ich nicht um welchen Hersteller es sich handelt.
Aber nach meiner Erfahrung wird es bei NEUEN Umlenkrollen des GLEICHEN Herstelers auch die gleichen Lochabstände geben.
Da meine alten Umlenkrollen Achs-Hülsen aus Edelstahl hatten, ergab sich bei Alurollen auf Edelstahl-Achse ebenfalls ein Korrosionsproblem. Werden die Rollen nicht laufende bewegt, dann hängen sie irgendwann fest. Und das ist insbesondere bei Fock, Spi etc. der Fall.
Ich habe mir dann ebenfalls von Pfeiffer neue 4er Umlenkrollen besorgt. Diese haben den gleichen Lochabstand. Aber Alurolle und Achse sind zusätzlich durch eine Kunststoffhülse getrennt und es gibt an dieser Stelle kein Problem mehr mit Korrosion.

Da die einlaminierte Aluplatte gross genug ist, kannst Du ja überlegen, ob Du nicht die alten 4 Löcher verschliesst und 4 neue Gewindelöcher bohrst, viellicht 1 cm versetzt zu den alten.
Für den Fall, dass Du keinen Ersatz bekommst mit gleicher Bohrung.

Solltest Du noch Fragen haben, einfach melden.

Gruss undd viel Erfolg
Franz
von der Stretta
bbarte
Beiträge: 28
Registriert: 04.05.2011, 12:06

Re: Umlenkrollen

Beitrag von bbarte »

Hallo Franz,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag.
Meine Umlenkrollen sind nur an den Enden mit jeweils 2 Schrauben befestigt (D94 Bj. 86). Die Achsen der Rollen sind anscheinend Nieten oder ähnliches. Auf dem Bild handelt es sich um die 2te Rolle von rechts.

Ich werde es mal mit den Ausdrehern probieren.

Sollte das nicht funktionieren wäre der Plan zumindest den Schraubenkopf zu entfernen, so dass man die Umlenkrollen entfernen kann. Dann Schrauben "ebenerdig" kürzen und neuen Beschlag/Umlenkrollen durch neu gesetzte Bohrungen befestigen. So viel zur Theorie.
Bei SVB gibt es ein ähnliches Umlenkrollenmodell: https://www.svb.de/de/oh-marine-umlenkrollen.html
Beim Marinateam habe ich nur die von Dir beschriebenen Block gefunden.

Gruß Björn
Bernhard
Beiträge: 275
Registriert: 23.09.2009, 20:53

Re: Umlenkrollen

Beitrag von Bernhard »

Hallo Dehlerfreunde, willi Dehler war ja bei den Umlenkrollen und Fallstoppern ein wenig sparsam. Wenn man Spi-Topnant und Spi-Baum-Niederholer nach hinten umlenkt, bleiben keine Rollen und Klemmen für Cunningham und Unterliekstrecker. Zudem fehlt noch eine Möglichkeit, die Main-Drop-Taschen aus dem Cockpit zu kontrollieren. Wie habt ihr das Problem gelöst? Für Anregungen wäre ich dankbar.
Und am siebten Tag ging der Herr aufs Boot
Bernhard
Hinnerk
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Registriert: 04.04.2022, 08:02

Re: Umlenkrollen

Beitrag von Hinnerk »

Moin Bernhard,

stehe auch vor Deinem Problem, wie hast Du es gelöst? VG
Bernhard
Beiträge: 275
Registriert: 23.09.2009, 20:53

Re: Umlenkrollen

Beitrag von Bernhard »

Hallo Hinnerk, es gibt bei Pfeiffer Umlenker mit zwei Rollen, die man mit langen Schrauben über den mittleren zwei Rollen der "vierer" Umlenker anbringen kann. Die oberen Rollen dann aber nicht für Fallen, sondern nur für Trimmleinen, wie Cunningham benutzen. Gruß Bernhard
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