Ankerwinsch

[Kai]

Hallo zusammen,

bisher habe ich als Dehlerfan nur Beiträge im Forum gelesen. Heute nun mein erster eigener Beitrag.
Im nächsten Jahr möchte ich mir ein Segelboot kaufen. Mein Favorit ist die Dehler 31 bzw. Duetta 94.
Im Sommer habe ich mir bereits eine 31er angeschaut, habe aber nicht von allen Details Fotos gemacht und deswegen noch manche Fragen. Auch deshalb, weil ich in Köln wohne und nicht ständig die Möglichkeit habe mir ein entsprechendes Boot anzusehen.
Da ich mit dem Boot auch im Mittelmeer unterwegs sein möchte, braucht es auf jeden Fall eine Ankerwinsch. Diese haben aber nur wenige der entsprechenden Boote. Nun meine Fragen dazu:
-Ist das Deck im Bugbereich verstärkt, so daß man eine Ankerwinsch sicher und problemlos befestigen kann?
-Hat jemand Erfahrungen welche Ankerwinsch für die Dehler 31/Duetta 94 besonders gut geeignet ist?
-Wieviel Kette paßt in den Ankerkasten bzw. welche Maße hat dieser?

Vielen Dank im Voraus
Kai

[segelklaus2]

ich bin der meinung, dass alle montagen auf deck nicht einfach zu bewerkstelligen sind, da die duetta ein sandwichdeck hat. ich würde auch aus gewichtsgründen die finger davon lassen. ankerwinsch+zusatzbatterie+kette. die segeleigenschaften werden sich deutlich verschlechtern. wenn du das trotzdem machen willst, bei großenbrode nachfragen, wieviel deck aufgeschnitten werden muß, um den schaum zu entfernen und eine stabile unterlage zu schaffen.

ich finde es gibt alternativen mit patentanker- statt gewichtsanker, kettenvorlauf, reitgewicht und ankerleine. nur bei sehr starken wind ist dann das anker aufholen mühsam, kann aber auch (da seil) dann über eine einfache winsch beherrscht werden.

[Tinapunkt]

Hallo Kai,

wir fahren eine Dehler 31 mit Bj 1988. Am Bug ist genau so eine Ankerwinsch montiert, wie du es meinst. Sie ist stabil und sieht professionell aus.

Ankerwinsch.jpg

Wir fahren in den nächsten 2 Wochen ins Winterlager und können dir dann mehrere Fotos machen. Die Verlegung der Stromversorgung ist durch den Ankerkasten in das Vorschiff gelegt und dank viel Sikaflex auch dicht.

Ich finde die Ankerwinsch auf jeden Fall sinnvol, wenn man alleine fährt oder alles alleine macht. Dazu gehört aber auch eine gute, am besten abklappbare Ankerrolle. Zum Thema Batterien hatte ich ja schon mal was geschrieben, aber eine Zusatzbatterie extra für die Winsch halte ich nicht für notwendig, da man sowieso vorher den Motor starten sollte.

Gerne beantworte ich dir deine Fragen.

Viele Grüße,
Tina

[Odysseus]

Hallo,
der Rücken dankt schon - ab einem gewissen Alter sowieso- und auch ordenlich diemensionierte Anker mit Kettenvorlauf bringen es auf 20-25kg. Ich fahre z.B eine 16kg Bügelanker mit 10m Kettenvorlauf. Den Original-Plattenanker mit 10kg halte ich nur fürs Kaffeankern geeignet, dafür habe ich einen AluAnker mit Bleileine.

Aber:
Zitat
Zum Thema Batterien hatte ich ja schon mal was geschrieben, aber eine Zusatzbatterie extra für die Winsch halte ich nicht für notwendig, da man sowieso vorher den Motor starten sollte.
Zitatende

werden denn dann nicht sehr dicke Kabel von der Batterie nach vorne benötigt, die Winsch zieht doch sehr viel `Saft`?
Ist das denn nicht ein Grund für die nahe bei der Winsch installierten EXtrabatterien? (Ich habe keine E-Winsch)

Gruß Odysseus

[segelklaus2]

das sieht ja interessant aus . ganz vorne im ankerkasten, also kein schaum. was ist als unterlage genommen worden alu von unten und von oben. wie sind die elektrozuleitungen dimenioniert. hat das eine werft eingebaut, oder ist das 1988 orginal geliefert worden? mehr details bitte, wenn möglich auch fotos von innen. danke

[Tinapunkt]

Das Kabel von der Winsch ist tatsächlich ziemlich dick und geht durch das Vorschiff, unter der Backbord-Sitzbank durch die Pantry nach Achtern unter dem Sitz zur Batterie. Hört sich erstmal kompliziert an, geht aber problemlos. Ich würde keine Batterie vorne einbauen, denn dann ist dort 1. viel Gewicht und 2. muss die Batterie ja dort auch irgendwie mit der Lichtmaschine geladen werden. Also müssen wieder Kabel verlegt werden - das bringt also nichts und kostet noch mehr.

Dazu kann man auch überlegen, den Schalter für die Winsch ebenfalls ins Cockpit zu legen. Wird dann eine echte Einhandbedienung.

Fotos folgen, sobald ich wieder am Schiff bin.

Bis dahin viele Wintergrüße
Tina

[marotte]

Habe 2007 eine Qick Aries 500W Ankerwisch auf meiner Dehler 31 eingebaut, unter Deck wurde eine Edelstahlplatte montiert, eine Grundplatte aus Teak habe ich angefertigt um die leichte Deckswölbung auszugleichen.
Auf ein Spill wurde verzichtet, da dieses beim Auftreten stört.
Die Kabel habe ich auf Steuerbordseite oben durch die Schwalbennester, hinter die Badverkleidung und durch den Schrank zur Batterie verlegt, das Anschließen erledigte ein Fachmann. Ein zusätzlicher Hauptschalter trennt die Ankerwinsch von der Batterie. Die 6mm Ankerkette, Länge 35m, hat leicht Platz im Ankerkasten, sie füllt gerade einen 10l Eimer. Der Schalter (mit Spiralkabel) für die Winsch, wird im Ankerkasten aufgesteckt, damit ich den Anker beim Aufholen sehen kann.

Viele Grüße von der Marotte

[Odysseus]

Hallo,
dann braucht es also bei 80ah Leistungsaufnahme und angenommener Kabellänge von 7m einen Leitungsquerschnitt von 90qmm! Sonst fängt es mal ordentlich an zu qualmen unter dem Sofa!

Gruß Odysseus

[marotte]

Habe Kabel mit ca. 53qmm eingebaut, lt. Fachmann sollte es reichen, das Relais sitzt im Schapp über den Kojen im Vorschiff, habe es mit einem Kasten verkleidet, der Vorteil ist, wenn das Relais nahe an der Winsch und dem Schalter sitz, es müssen keine langen Steuerkabel nach hinten geführt werden.

Gruß von der Marotte

[segler_tom]

Hallo alle zusammen,
ich bin ganz neu hier im Forum. Wir haben uns letztes Jahr eine Duetta 94, Bj. 87, zugelegt (Eignergemeinschaft) und sind diese Saison im Ijsselmeer unterwegs gewesen. Das Forum nutze ich seit ein paar Monaten als Infoquelle und bin begeistert von den vielen Tips und der Erfahrung von Euch allen. Hier habt Ihr mir schon sehr geholfen!!! - Vielen Dank dafür!!!

An dieser Stelle kann ich mich fachlich äußern, da Elektrotechnik mein Fachgebiet ist. Also zu dem Leiterquerschnitt ist zu sagen, dass er in Abhängigkeit von der Stromaufnahme der Ankerwinsch zu dimensionieren ist! Bei einem Querschnitt von 50qmm ist bei einer Umgebungstemperatur von 30°C ein maximaler Strom von 168A bei einer Leitung mit PVC - Isolierung erlaubt! Außerdem ist zu beachten, dass je größer der Leitungsquerschnitt ist, desto mehr Leistung kommt an der Ankerwinsch an und kann dort in mechanische (Dreh-)Bewegung umgesetzt werden.
Ich halte eine Zusatzbatterie auch nicht für notwendig, da bei Ankermanövern in der Regel der Motor läuft und damit die Batterie wieder geladen wird. Man muss nur beachten, dass die Lichtmaschine länger zum laden benötigt, als die Ankerwinsch braucht um die Batterie zu entladen!
Jetzt aber zum ""WICHTIGSTEN"" für Selbermontierer!!!! -- Die Leitung zur Ankerwinsch muss mit einer Sicherung versehen sein, damit bei einem auftretendem Fehler kein Brand oder gar eine Explosion der Batterie entstehen kann! Diese Sicherung muss in Abhängigkeit von Querschnitt dimensioniert werden und muss möglichst nahe an der Batterie angebracht werden!! Am besten direkt am positiven Pol der Batterie!! Der Nennstrom der Sicherung muss größer als die Stromaufnahme der Ankerwinsch sein, muss!!! aber auf jeden Fall kleiner als die maximale Strombelastbarkeit der Leitung sein!!
Ansonsten dürfte es keine Probleme geben!
Wünsche Euch noch viel Spass beim Planen und Ausführen!

Beste Grüße
Thomas

[Odysseus]

Hallo Segler-tom

aber der querschnitt ist doch auch abhängig von der Leitungslänge, so pauschal kann man nicht sagen 5oqmm reichen bis 168A- oder ?

Gruß Odysseus

P.S.
hier ein Link zum Querschnitt-Ausrechnen
http://www.yachtbatterie.de/installatio ... ndex.shtml

[segler_tom]

Hallo Odysseus,

ja, da hast du schon recht, aber das eine ist die Sicherheit und das Andere die Performance.

Also bei einem Querschnitt von 50qmm kann unter idealen Bedingungen ein Strom von bis zu 168A fließen, ohne dass sich die Leitung unzulässig erwärmt und damit die Isolation geschädigt wird. Dies würde dann über kurz oder lang zu einem Ausfall der Isolation mit gefährlichen Auswirkungen (Kurzschluss - mit Brandfolge wenn die Sicherung nicht anspricht) führen.
Dagegen ist ein erhöhter Spannungsfall nicht gefährlich, sondern hat den Effekt, dass die Ankerwinsch keine 12 Volt erhält, sondern z.B. nur 11 Volt, und damit dann entsprechend langsamer dreht.
Nehmen wir an, dass die Ankerwinsch 100A benötigt. Auf unserer Dehler benötigen wir ca. 10 m Leitung zwischen Batterie und Ankerwinsch, d.h. dann 20 m für die Hin- und Rückleitung. Bei einem Querschnitt von 50qmm ergibt sich daraus ein Spannungsfall von 0,72 Volt. Ist die Batterie also einigermaßen geladen, so liegt an der Ankerwinsch dann 12 V - 0,72 V = 11,28 V an. Sollte noch ausreichen, anders sieht es jedoch bei einer nicht mehr ganz geladenen Batterie aus. Nehmen wir an sie hat unter Belastung nur noch 11 V - 0,72 V = 10,28 V. Jetzt dreht die Ankerwinsch deutlich langsamer und erreicht nicht mehr annähernd ihre Bemesungsleistung. Als folge kann ein festsitzender Anker eventuell nicht mehr über die Ankerwinsch ausgebrochen werden (da hilft dann nur Muskelkraft oder ein geschickter Steuermann unter Motor)!
Erfahrungswerte kann ich leider keine geben, da ich weder eine genaue Vorstellung habe, welchen Strom die Ankerwinsch benötigt, noch auf unserer Dehler nachmessen kann, da wir unseren Bügelanker von Hand bergen!!
Den Link, den du mir geschickt hast, gibt da auch nur ca. Anhaltswerte. Ich glaube die Lösung liegt wie immer in einem Kompromiss zwischen Kosten und Nutzen!

Schönen Abend noch!!
Beste Grüße
Thomas

[Odysseus]

Hallo Segler-Tom

Vielen Dank für die ausführliche Aufklärung, schöne Adventszeit

Gruß Odysseus

[segler_tom]

Hallo Odysseus,
vielen Dank und auch dir eine schöne Adventszeit!!

Noch ein paar Geschenke besorgen und dann kann Ruhe einkehren!

Beste Grüße
Thomas